Seminar
Schenken – Routine, Leerlauf oder mehr?
Bildungshaus Batschuns
Dr. Luzia Vieli-Hardegger
Kürzlich organisierte „Alter-nativ“ zum 1. Mal in der bald 15-jährigen Präsenz eine Veranstaltung zum Thema Schenken. Die Referentin aus der Schweiz, die sich seit langem mit Pädagogik und seit einigen Jahren auch mit dem Thema Zusammenleben der Generationen beschäftigt, hat in ihren interessanten und wertvollen Ausführungen die Philosophie des Schenkens von allen Seiten beleuchtet.
In Zeiten, wo die Allgemeinheit noch nicht so reich und z.T. auch verwöhnt war, hat man auch zu größeren Festen wie Weihnachten und Geburtstag eher kleine Geschenke bekommen.Oft waren es ein paar neue Socken, Äpfel oder sonst was zum Essen und gelegentlich ein „Taschengeld“.
Oft gab es beim Geschenk der Tante oder des Onkels noch einen Nachsatz der heißen konnte:“ Wenn du groß bist, dann wirst du auf mich schauen“.
Warum hat in der aktuellen Zeit bei vielen das Schenken so einen negativen Beigeschmack bekommen und wie kann man selbst dazu beitragen, dass das Schenken mehr Sinn bekommt?.
„Jedes Geschenk ist eine Botschaft“!! Dies sollte jeder Schenker immer beachten. Es macht auch „good will“, was ja nicht selten beabsichtigt wird.
Der große röm. Philosoph Lucius A. Seneca (4 v.Chr. – 65 n. Chr.) meinte, man sollte das schenken, was man gerne behalten möchte. Das wäre wahre Größe im Schenken.
In einer spontanen Abfragerunde wurde notiert, was wir wohl in letzter Zeit so alles geschenkt haben bzw. bekommen haben.
Zum Schenken eignen sich nicht nur Blumen und die bekannten Gegenstände wie Bücher, Geld , Schmuck, Kleider , kostbare Getränke und Lebensmittel, Reisegutscheine, Hobbyartikel usw. , sondern auch kreative Dinge wie pers. angefertigte Bilder, Zeichnungen, Gedichte, Basteleien und vor allem Zeit. So kann ein Besuch – aus welchem Anlass auch immer- auch ein sehr großes und aufbauendes Geschenk sein. Auch ein Besuch - wenn es nicht gerade der Nachbar um,s Eck ist – verlangt Vorbereitung und Planung und natürlich auch Zeit.
Das Schenken im größeren Stil ist an sich eine Disziplin, die insbesondere mit der Wohlstandssteigerung und auch mit der industriellen Fertigung entscheidend verändert wurde. Solange jeder wenig hatte, war nichts zum Verschenken.
Viele Spielzeuge mussten früher mit viel Aufwand per Hand selbst gemacht werden. Heute ist die Auswahl so groß, dass man Probleme bei der Auswahl hat.
In der Sprachgeschichte bedeutet schenken, jemandem etwas zu trinken geben.
Das Eingeschenkte war somit ein Geschenk.
Schenken = Geben.
Nach Brockhaus wird ein Geschenk definiert als eine Leistung, die der Schenker vollbringt, ohne Gegenleistung. (-erwartung)
Wikipedia: „Ein Geschenk ist eine freiwillige Übertragung eines Gegenstandes ohne eine Gegenleistung zu erwarten“.
Bekannt ist auch vielen der sog. Schenkzwang, der zu bestimmten Terminen immerwieder auftritt: z.B. Valentinstag, Muttertag, Vatertag, usw.
Hier gibt es schon Ansätze für eine vernünftiges Schenken bzw. für ein teilweise Auslassen dieser Termine. (z.B. Valentinstag, Vatertag)
Es gibt oft auch „bösartige Geschenke“, wo sich der Beschenkte dabei überhaupt nicht wohl fühlt.
Bei jedem Geschenk kommt es an auf:
Inhalt
Verpackung
Übergabe(-form)
Das Geschenk ist immer auch eine Botschaft des Schenkers (von mir)!!
Bei Verpackung auch den Umweltschutzgedanken soweit als möglich berücksichtigen. Z. B. Ersatz von teurem Geschenkpapier durch Stoffsäckchen usw.
Auch ein Geschenk in Form von „Cash“ kann man „schöner“ übergeben.
z.B. in einem Billett mit schöner Ergänzung zur Verwendung usw.
Stil ist immer gefragt.
Institutionelle Geschenkanlässe sind:
· Geburtstag
· Weihnachten
· Ostern
· Muttertag
· Vatertag
· Zeugnistag
· Hochzeitstag
· Verlobungstag
· Zeugnistag
· Maturazeugnistag
· Studienabschlusstag
· Schritt in die Pension·
Schenken im Alter:
Irgendwann hört sich das „Ganze“ auf bzw. man beschenkt dann mehr die Enkelkinder. Hier ist eine Absprache mit der Mutter sehr angebracht, damit u.U. die Freude nicht verfehlt wird. (Farbe bei Kleidern usw.)
Wer allzu gern schenkt und dies u.U. gar nicht vermag, macht dies evtl. auch schon „krankhaft“
Es gibt auch sog. Versöhnungsgeschenke und vielleicht will man die Beziehungsarbeit intensiveren indem man etwas Passendes schenkt.
Kinder bekommen oft auch Geschenke, weil die Eltern so stark zeitlich belastet sind, dass sie ein schlechtes Gewissen haben.
Schenken in richtigem Maß und Stil bringt auf Dauer in der Regel mehr Zusammenhalt, Beziehungspflege und
Nach St. Exupery: „ Schenken ist eine Brücke , ist ein Zement der Verbindung“
Fabian Vogt: „soziale Beziehungen kann man nicht kaufen“.
Was hindert uns großzügig (generös) zu sein?
Altersgeiz
Viele alte Menschen, sind in einer schlechten Zeit aufgewachsen und sparen daher mit Recht für die Not
Konsumgesellschaft ( der oder die haben eh schon alles)
Ralph Nader: Amerikanischer Professor, der die Macht der Konsumenten durch Konsumverzicht und somit Mäßigung der Preise forderte.
Zusammenfassend kann man sagen, dass beim Schenken ein paar „goldene Regeln“ zu beachten wären:
Geschenkt mit Bedacht und Liebe aussuchen
Auf die Verpackung achten
Es sollte zum Beschenkten passen
Sollte die Beziehung miteinander pflegen
Maßvoll und nicht überfordernd sein
Nicht mickrig sollte das Geschenk wirken
Sympathie und Wertschätzung sollte zum Ausdruck kommen
Nicht Routine und nicht Pflichterfüllung
Gedichte und Briefe schreiben
Z E I T verschenken
Nie aufrechnen
Geschenk = immer eine Botschaft
Geld – wenn möglich im Kuvert mit kurzem Text(„Erfüll dir einen Wunsch damit …..“
Sollte nicht die Regel sein, dass wir immer nur Geld geben(Ausnahmen, wenn Geld ein großer Engpass ist)
Gutscheine kommen auch sehr gut an
Bezingutscheine – jetzt bei diesen Preisen sind sehr gefragt
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Joachim Ringelnatz
Schenken
Schenke groß oder klein,
aber immer gediegen.
Wenn die bedachten
die Gaben wiegen,
sei Dein Gewissen rein.
Schenke herzlich
und frei.
Schenke dabei,
was in Dir wohnt
an Meinung, Geschmack
und Humor,
so dass die eigene
Freude zuvor
Dich reichlich belohnt.
Schenke mit Geist
ohne List.
Sei eingedenk,
dass Dein Geschenk
Du selber bist.
A. Zeichen, 22. 4. 2012
Dr. Alfred Zeichen