Lesung

Hermann Hesse - Gedanken zum Alter

Dienstag, 19. April 2022  9.45 bis 12.30 Uhr

Schloss Hofen, Lochau - Wolf Dietrich Saal

Josef Kiesler   

 

Diese Veranstaltung war eine Herzensangelegenheit unseres Teammitglieds Josef Kiesler, der im umfangreichen Werk Herman Hesses Texte aussuchte, die sich besonders mit Erfahrungen im und Einsichten zum Alter auseinandersetzen. In seiner Einführung ging er auf die Eckpunkte seines Lebens ein und schilderte vor allem seine späten Jahre im malerischen Dorf Montagnola im Tessin, wo er auch einen großen Garten pflegte und auch viel malte. Hermann Hesse, der an beiden Weltkriegen nicht teilnehmen musste, war ein hohes Alter vergönnt, das er ungemein produktiv nützen konnte.

 

Dr.med. Kiesler übernahm selbst die Rezitation der ausgewählten Texte und gab eine humoristische Schilderung der Ankunft in einer Kuranstalt für „Ischiatiker“ zum Besten, bevor er das vielleicht bekannteste Gedicht „Stufen“ sowie Aphorismen vortrug. Aus dem Sammelband „Mit der Reife wird man immer jünger“ [10. Auflage 2019; Suhrkamp TB 3551] folgten Überlegungen zum individuellen Altersgefühl („man ist nicht oft auf derselben Stufe mit seinem Alter!“) und zum „Schatz des Erlebten“, der leuchtet, so lange man lebt. Ein weiterer thematischer Block beschäftigte sich mit den Themen Tod, Schmerz, Erinnerung und der Verbindung mit den Vorausgegangenen („Rückgedenken“, „Der alte Mann und seine Hände“)

 

Nach der Pause schlug der Vortragende wieder einen heitereren Ton an und machte uns mit einer resoluten alten Dorfbewohnerin bekannt („Wiedersehen mit Nina“). Gedichte zu Spätsommertagen und Herbststimmungen mit vielen Bildern aus Natur und Garten verbanden sich mit den Aspekten des Wandels und der Vergänglichkeit („Welkes Blatt“, „Aufhorchen“).

 

Den Abschluss bildete Hesses „Chinesische Parabel“, in der ein alter Mann namens Chungiang von verschiedenen Unglücksfällen getroffen wird, die sich aber immer wieder als Glücksfügung erweisen und ihn in seiner stoischen Lebenshaltung bestärken.

 

Zwischen den Blöcken brachte die junge ukrainische Konservatoriumsstudentin Sophia Rzaieva mit ihren einfühlsamen Querflötenstücken den herrlich restaurierten Wolf-Dietrich-Saal zum Erklingen und trug dazu bei, die Texte Hermann Hesses in der Zuhörerschaft nachwirken zu lassen.

 

Edith Lutz

Team ALTER-nativ