Vortrag

Schlafen wie früher? Ältere Menschen und der Schlaf

Dienstag 25. Oktober. 2022 - 9.45 bis 12.30 Uhr

Bildungshaus Batschuns

Josef Marksteiner 

 

Diese Veranstaltung erweckte großes Besucherinteresse, denn sehr viele ältere Menschen klagen über Schlafprobleme verschiedenster Art (beim Einschlafen, kein Durchschlafen, sehr frühes Aufwachen) und die daraus resultierende Tagesmüdigkeit.

 

Der bekannte Geriater und Psychiater Prof. Dr. Josef Marksteiner vom LKH Hall in Tirol verstand es hervorragend, medizinische Grundlagen und Herausforderungen mit den aktuellen Fragen der Teilnehmenden zu verknüpfen. So wies er gleich zu Beginn auf die große Bedeutung des Tageslichts als Zeitgeber für die innere Uhr des Menschen hin und verknüpfte dies mit der Empfehlung, täglich mindestens 45 Minuten im Freien zu verbringen (am besten schon am Vormittag). Auch medizinisch zertifizierte Lichtlampen sollte man am besten in der Früh einsetzen, um seinen Rhythmus zu aktivieren. Auf die Bedeutung für Menschen in Pflegeheimen muss nicht extra hingewiesen werden.

 

Die sogenannte Schlafarchitektur verändert sich im Laufe des Lebens, dabei spielen aber auch ganz individuelle und genetisch bedingte Faktoren eine Rolle. Die „Lerchen“ sind vor allem in der Früh zu Hochleistungen fähig, während die „Eulen“ den Tag gerne in die Nacht ausdehnen. Die Mehrheit pendelt sich jedoch dazwischen ein. Für alle gilt jedoch, dass die Tiefschlafphasen im ersten Drittel des Schlafes zu finden sind, ältere Menschen jedoch häufig länger wach sind, wenn der Schlaf gestört wird (durch Lärm, Harndrang, Schnarchen usw.). Sie haben dann oft das Gefühl, gar nicht geschlafen zu haben.

 

Dabei ist ausreichend Schlaf für unsere Gesundheit essenziell. Dies betrifft die körperliche, geistige und seelische Verfassung. Im Schlaf werden Tagesinformationen geordnet, für die eigene Person überprüft und mit früheren Erfahrungen verknüpft, außerdem wird das Nervenwachstum angeregt, was entscheidend die Merkfähigkeit beeinflusst. Schließlich findet auch eine Regeneration der Hormone und des Immunsystems statt, was unsere Abwehrkräfte stärkt.

 

Wertvolle Hinweise betrafen die sogenannte Schlafhygiene: so soll der Schlafraum möglichst ohne Störfaktoren gestaltet sein (dunkel, kühl, Lärmschutzfenster); elektronische Geräte sollten gänzlich verbannt werden (Handy, TV, Laptop). Alkohol vor dem Schlafengehen wirke sich bei den meisten eher kontraproduktiv aus; vielleicht sei das Einschlafen noch leichter, jedoch das Durchschlafen nicht möglich. – Der Mittagschlaf sollte sich auf maximal eine halbe Stunde beschränken, um zu dieser Zeit nicht in eine Tiefschlafphase zu fallen („Power Napping“ wird empfohlen).

 

Der Referent streifte dann das Thema Traum, bevor er genauer auf Erkrankungen und Medikamente einging, die den Schlaf beträchtlich stören können, darunter COPD und andere Atemwegserkrankungen, Antidepressiva, Entwässerungsmedikamente oder Cortison. Mit dem Hausarzt/der Hausärztin sollte eine genaue Nutzen-Risiko-Abwägung vorgenommen und entschieden werden, ob alle verschriebenen Medikamente auch wirklich lebensnotwendig sind.

 

Einer sehr genauen Abwägung bedarf es bei der medizinischen Diagnose einer Schlafstörung Hier verwies Prof. Marksteiner vor allem auf die Schlafapnoe, die sich durch gefährliche Atemaussetzer und lautes Schnarchen zeigt, da die Muskulatur der oberen Atemwege im Alter erschlafft. Tagesschläfrigkeit, Konzentrationsstörungen und allgemeine Ermattung sind Alarmsignale, die medizinisch abgeklärt gehören. Hier wird die Überprüfung im Schlaflabor empfohlen. Abhilfe können eine Sauerstoffmaske oder Schiene bringen. Die Seitenlage auf der rechten Seite und Nasenatmung wirken vorbeugend. Auch das Vorliegen einer anderen schwerwiegenden organischen Erkrankung muss mit in Erwägung gezogen werden (zB Herzrhythmusstörungen, Epilepsie).

 

Das letzte Kapitel gehörte dem weiten Feld der Schlafmittel, wobei Benzodiazepine nur für kurze Zeit verschrieben werden sollten, da sie zu Gewöhnung, Dosissteigerung und Abhängigkeit führen. Andere verschreibungspflichtige Medikamente wirken in niedriger Dosierung jedoch auch schlaffördernd. – Bei den Phytopharmaka (Naturheilmitteln) ist das Angebot schier unüberschaubar. Gut untersuchte Arzneien mit den Basisstoffen Baldrian, Melisse und Hopfen sowie Produkte aus Weißdorn oder Passionsblume sind in verschiedensten Darreichungsformen im Handel erhältlich (Extrakt, Tinktur, Tablette, Tee, Salbe). Aber auch diese Naturheilmittel zeigen Wirkung, interagieren mit den anderen Medikamenten und sollten daher sorgfältig abgestimmt werden. Eine gute Übersicht findet man im Internet unter https://arzneipflanzenlexikon.info .

 

Edith Lutz

Team ALTER-nativ