Vortrag

Einsichten in die dunkle Seite des Menschseins Leben mit Schuld und Vergebung

Donnerstag 24. November. 2022 - 9.45 bis 12.30 Uhr

Bildungshaus Batschuns

Barbara Knittel

Die aktuellen Krisen, vor allem der nahe Krieg in der Ukraine waren für die Referentin ein Anlass erneut über menschliche Schattenseiten nachzudenken, aber allein darin nicht stecken zu bleiben, sondern mit dem großen Thema von Schuld und Vergebung zu verknüpfen. Ein forderndes Thema, auf das sich doch an die 50 Teilnehmer*Innen einlassen wollten.

Zunächst ging es darum zu differenzieren, was mit der dunklen Seite des Menschseins gemeint sein könnt. Zur Dunkelheit gehört die Nacht und der Sternenhimmel. Eine nächtliche Erinnerung an die großen kosmischen Dimensionen, an eine Verbundenheit in viel größere Zusammenhänge. Zugleich ist mit der Dunkelheit auch die menschliche ‚Schattenseite‘ gemeint, oder auch die finstere Seite des Menschseins. Jetzt, in dieser Zeit der globalen Krisen (Klima, drohende Armut) und des Krieges wird uns diese Seite besonders gespiegelt. Das menschliche Zerstörungspotenzial, das Streben nach Macht und Besitz, das Ausmaß an Verlogenheit ist oft verbunden mit kalten Strategien. Und das passiert nicht nur im kollektiven Bereich. Ansätze lassen sich im ganz persönlichen Bereich genauso finden.

Bleiben wir darin stecken, ist die Gefahr der Verhärtung groß. Eine Hilfe kann es sein, sich dem Thema der Schuld zuzuwenden und einer möglichen Lösung aus der Schuld. Darum ging es im 2. Teil des Vortrags.

Um die eigene Schuld zu erkennen, verbunden mit den Formen der Selbstzerstörung oder der Schädigung anderer, braucht es den Weg des Verstehens. Oft ist das ein langer Weg der Erkenntnis. Der Bogen in der eigenen Lebensgeschichte, in den Generationengeschichten kann zu einem Verständnis für sich, für andere helfen. Dazu braucht es auch die Erinnerung. Auch aufmerksam zu werden, wo ein Vergessen eingesetzt hat, womöglich um sich vor zu großem Schrecken zu schützen.

Das breite Spektrum, das im Vergeben anklingt wurde etwas aufgefaltet. Formen des Verzeihens, Erfahrung von Barmherzigkeit, von menschlicher Wärme und Zuneigung. Sich in der eigenen Brüchigkeit und in der eigenen Würde liebevoll zu sehen und damit auch gesehen und gewürdigt zu werden. Ausgesprochen oder unausgesprochen verbindet sich damit die spirituelle Wirkkraft. Rituale, auch kirchliche Rituale können dabei hilfreich sein. Angedeutet wurde damit im Zusammenhang auch eine mögliche Schädigung durch eine rigide Beichtpraxis und einer Forderung der ‚Reinheit von Schuld‘. Durch die Fragestellungen und persönliche Mitteilungen der Teilnehmer*Innen wurde das Thema noch weiter aufgefaltet.

 

Barbara Knittel

Team ALTER-nativ

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Buchzitate zum Vortag
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